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Aufzug der Karthager gegen die Römer

Aufzug der Karthager gegen die Römer

Gelebte Geschichte in Murcia

Auf den Spuren der Karthager


Die spanische Region Murcia erstreckt sich im Südosten Spaniens zwischen Valencia und Andalusien. Die Provinz am Mittelmeer verzeichnet zwar 300 Sonnentage im Jahr, liegt touristisch gleichwohl "im Schatten" der Costa del Sol oder der Costa Brava. Längs der Nehrung La Manga, die das größte iberische Haff einschließt, ziehen sich Hotels und Wohnanlagen. An den langgezogenen Sandstränden tummeln sich in der Urlaubszeit im Hochsommer vor allem spanische Familien.
Jenseits des felsigen Cabo de Palos mit dem Leuchtturm als beliebtem Fotomotiv schließt sich das Naturschutzgebiet Calblanque an. Um die kleinen Buchten herrscht ein Mikroklima mit einer ganz eigenen Vegetation. An der Zufahrt warnen Verkehrszeichen vor Schlangen und Eidechsen. Im Sommerhalbjahr ist die Zahl der Fahrzeuge auf dem Parkplatz auf 300 beschränkt, der eigentliche Weg zur Bucht ist einem Shuttle oder Fahrrädern vorbehalten. Am welligen Strand ist sogar ein FKK-Bereich ausgewiesen. Die anschließenden Hügel sind hier überraschend grün. Von den Bäumen tönen betörend die Zikaden, während an der Küste eher Sukkulenten vorherrschen. Ein Landschaftsbild, wie es eher nach Marokko passt!
Im Jahr 227 vor Christi gründete der karthagische Feldherr Hasdrubal der Schöne an der Mittelmeerküste der heutigen Region Murcia die Hafenstadt "Neu-Karthago". Es entwickelte sich rasch zu deren wichtigster Stadt auf der iberischen Halbinsel. Von hier aus brach Hannibal 219 v. Chr. zum Feldzug ins heutige Italien auf. Doch die Römer streckten alsbald ihre Finger nach der reichen Silberregion von Cartagena aus. Nach der Eroberung im Jahr 209 v. Chr. bildete die Provinz über acht Jahrhunderte die wichtigste Silberregion des römischen Reiches.

Cartagena am Abend

Cartagena am Abend

Das Casino von Murcia

Das Casino von Murcia

Das neobarocke Rathaus von Cartagena

Das neobarocke Rathaus von Cartagena


Von einer maurischen Festung in der Altstadt von Cartagena fällt der Blick über ein römisches Amphitheater auf ein gotisches Portal: Dabei handelt es sich um den Überrest der christlichen Kathedrale, die im spanischen Bürgerkrieg des 20. Jahrhunderts zerstört wurde. Historiker würden damit wohl ganze Geschichtsbücher füllen, in Cartagena tut es auch ein Kameraklick!
Alljährlich im September spielen die Bewohner in dem einmaligen Spektakel der Fiesta "Carthagineses y Romanos" die Entscheidungsschlacht im Zweiten Punischen Krieg vor über 2.200 Jahren nach. Das Festival wurde 2017 zur Fiesta von internationaler Bedeutung gekürt. Gegen Mitternacht ziehen Männer und Frauen in glänzenden Messinguniformen mit sehr viel Tamtam durch die Straßen - vom neobarocken Rathaus an der Strandpromenade von Cartagena zum Fußballstadion Cartagonova. Ein Höhepunkt ist die Hochzeit Hannibals mit der iberischen Prinzessin Himilce.
Von Cartagena aus grüßen weit im Hinterland die Höhenzüge der Sierra Espuña. Die höchste Erhebung reicht bis auf 1.583 Meter Meereshöhe. Die trockene Luft und günstige Lage nutzt die NATO für eine streng abgeschirmte Radarstation, mit der ganz Nordafrika ausgespäht wird. Im Mittelalter war der Gebirgszug noch durchgehend bewaldet. Der Holzbedarf für den Schiffbau sorgte ab dem 16. Jahrhundert für die vollständige Abholzung. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wird die Sierra Espuña wieder mühsam mit Pinien aufgeforstet.

Das modernistische Tagungszentrum in Aguilas

Das modernistische Tagungszentrum in ...

Mittelmeerküste bei Àguilas

Mittelmeerküste bei Àguilas

Aussichtspunkt über den Barrancos Gebas

Aussichtspunkt über den Barrancos ...


Keine Spionagestation und auch keine Ufos sind die "Pozos de la Nieve". In insgesamt 28 derartigen Eiskellern ließen die Bürger von Murcia zwischen November und März Schnee sammeln und zu Eis werden. In Sommernächten wurde es dann in die Hauptstadt gebracht und von den wohlhabenden Bewohnern für ihre Eisschränke genutzt. Lange vor dem Aufkommen der Kühlschränke war das Eis zwar nicht ganz so wertvoll wie Gold, trotzdem wurden die Transporte durchaus von Räubern überfallen.
Vor Millionen von Jahren war die Sierra Espuña nur eine Insel im Meer. Vom Mirador Barrancas de Gebas am Abhang des Gebirgszugs öffnet sich der Blick auf eine zerklüftete Landschaft. Der einstige Meeresboden mit seinen salzigen Sedimenten ist dem steten Spiel von Regen und Wind ausgesetzt und könnte gut an eine Mondlandschaft gemahnen. Wenn da nicht im Hintergrund das türkisfarbene Wasser eines 1995 angelegten Stausees grüßen würde. Unser Bergführer Pepe erläutert, wie sich Vegetation und Tierwelt den rauen Bedingungen angepasst haben. Denn die vermeintliche Mondlandschaft ist eben alles andere als tot!
Im Binnenland liegt die namensgebende Hauptstadt und zugleich größte Stadt der Provinz Murcia. Der 95 Meter hohe Turm der Kathedrale überragt die dicht bebaute Altstadt. An der geschäftigen Calle Trapería, heute gleichbedeutend für Trödel, ist der pittoreske Bau des Casinos von Murcia ein Muss. Beim Eintritt überflutet den Besucher auch hier Geschichte: Er sieht maurische bis modernistische Architekturelemente, bestaunt das protzige Schminkzimmer und die aparte Ikarusfigur. Zeit für einen Kaffee, für den Abschied!

Wort & Bild: Uwe Schieferdecker


Pinienwälder in der Sierra de Espunia

Pinienwälder in der Sierra de Espunia

Schneegruben in der Sierra de Espunia

Schneegruben in der Sierra de Espunia

Naturbelassenerr Strand im Naturpark Calblanque

Naturbelassenerr Strand im Naturpark ...

Kulinarisches aus Murcia

Kulinarisches aus Murcia

Römisches Amphitheater in Cartagena

Römisches Amphitheater in Cartagena

Die Strandpromenade von Cartagena

Die Strandpromenade von Cartagena