• Beitrag zuletzt geändert am:8. November 2025
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Blick vom Tigné Point über die Bucht von St. Elmo auf die Skyline von Valletta
Kathedrale von Porto

Malta zu jeder Jahreszeit

Eine Insel zum Verlieben

„Merhaba“ heißt mich in großen Lettern der Malta International Airport willkommen: Ein Gruß, den ich sonst aus Istanbul kenne. Doch auch im Maltesischen bedeutet das arabische Lehnwort so viel wie „Hallo“. Ja doch, der kleine Inselstaat inmitten des Mittelmeers gehört zur EU. Seit 2008 gilt hier sogar der Euro. Tatsächlich aber ist auf Malta vieles ganz anders, oft gänzlich ungewohnt für die Europäische Union.

Stolz thront die St. John’s Kathedrale über dem abendlichen Valletta
Stolz thront die St. John’s Kathedrale über dem abendlichen Valletta

Zunächst mal ist die Republik vor allem eins: klein. Der Archipel erstreckt sich über ganze 316 Quadratkilometer. Das entspricht knapp der Fläche von Dresden, und auch die Einwohnerzahl liegt mit rund 520.000 etwas unter der der sächsischen Landeshauptstadt. Drei der Inseln – Comino, Gozo und die größere Malta – sind bewohnt. Auf letzterer liegt auch die Hauptstadt Valletta, wobei die Hauptstadtregion zwei Drittel der Bevölkerung Maltas umfasst.

Die Malteser sind sehr katholisch. An die 400 Kirchen zählt der Kleinstaat. „Für jeden Tag des Jahres eine“, merkt der Stadtführer lächelnd an. Mitten im Mittelmeer gelegen – nur 90 Kilometer trennen Malta von Sizilien – wurde das Land in seiner Jahrtausende währenden Geschichte von verschiedensten Kulturen geprägt. Schlappe 5.500 Jahre auf dem Buckel hat der steinzeitliche Ggantija-Tempel auf der Insel Gozo. Er gehört damit zu den ältesten Gebäuden der Welt, die noch einigermaßen als solche erkennbar sind. Bereits 1980 erklärte die Unesco die Tempelanlage zum Weltkulturerbe. In den folgenden Epochen waren es die Phönizier, die Römer und die Byzantiner, die Vandalen, Ostgoten, die Araber und schließlich die Briten, die ihre Spuren auf dem Archipel hinterließen. Was Wunder, dass auf Malta auch gerne historisierende Filme gedreht werden, darunter Szenen aus „Game of Thrones“.

Seit den 1960er Jahren hat sich der Tourismus zu einem entscheidenden Wirtschaftszweig für Malta entwickelt, der vor allem in der Sommersaison boomt. Dafür sprechen 300 Sonnentage im Jahr, aber auch wunderschöne Buchten und Strände. Die Blue Lagoon zeichnet sich durch feinen Sandstrand und türkisblaues Wasser aus. Neben Sonnenanbetern finden sich hier Surfer, Segler und Schnorchler ein – kaum ein Urlauber lässt sich die felsengesäumte Lagune entgehen. Ein weiterer, beliebter Sandstrand ist die Golden Bay an der Westküste.

Ein kleiner Strand nahe Cirkewwa im Nordwesten der Insel Malta trägt den marketingträchtigen Namen Paradise Bay. Die Ecke gilt als ein Hotspot für Schnorchler – mit einer unterirdischen Marienfigur und Schiffswracks wie das des Schleppers Rozi oder des Patrouillenbootes P29. Mehrere Tauchschulen bieten hier Kurse an. An Wochenenden zieht es Jugendliche und junge Erwachsene zur Paradiesbucht, lässt es sich hier doch im Sonnenuntergang bei Strandpartys wunderbar chillen.

Hochsaison ist von April bis Oktober, dann zieht es Tausende hierher unter die strahlende Sonne des Mittelmeers. Die Bezeichnung Malta geht auf das punische Wort „malet“ zurück und bedeutet so viel wie Zufluchtsort. Doch auch im Winterhalbjahr erfreut sich der Inselstaat einer wachsenden Beliebtheit bei Städte- und Kulturtouristen. Ganz zu schweigen von den Kreuzfahrtschiffen, die rund um das Jahr einen der größten Naturhäfen Europas ansteuern. Sie legen zumeist an der Valletta Waterfront im Kreuzfahrtterminal Grand Harbour an – viele Geschäfte und Sehenswürdigkeiten sind von hier zu Fuß erreichbar.

Valletta gilt hinsichtlich Fläche und Einwohnerzahl als kleinste europäische Hauptstadt. Die einstige Festungsstadt liegt im Nordosten der Insel Malta und berauscht den Besucher mit einer Vielzahl an Attraktionen auf engstem Raum. Die prachtvollste Kirche des Inselstaates – St. John’s Co-Cathedral – prägt die Silhouette der Hauptstadt. Die etwas sperrige Bezeichnung rührt daher, dass sie nur der zweite Bischofssitz nach der Kathedrale St. Paul in Mdina ist. Ungeachtet der städtebaulichen Wucht der Kuppel kommt die Konkathedrale äußerlich eher nüchtern daher. Umso überwältigender ist der Prunk im Inneren des Sakralbaus aus dem späten 16. Jahrhundert. Außerhalb der Gottesdienste ist das Gotteshaus wochentags und am Samstagvormittag zu besichtigen. Zu empfehlen ist die Zeit ab 12 Uhr, also nachdem die Kreuzfahrttouristen über die Kirche hergefallen sind. Das Innere strotzt nur so von Gold und Marmor. Zu verdanken ist das dem kalabrischen Künstler und Malteser-Ritter Mattia Preti.

Mit einer überwältigenden Sammlung prähistorischer Exponate ist das Archäologische Nationalmuseum für Kulturinteressierte ein Muss. Valletta lädt aber auch zum Shoppen in die Republic Street oder an der Uferpromenade The Strand ein. Die zahlreichen Läden bieten sowohl lokale als auch internationale Waren an. Wie der Urlaub insgesamt, so ist auch das Einkaufen zumeist günstiger als auf den anderen Inseln im Mittelmeer. Zu empfehlen sind in jedem Fall regionale Produkte wie Olivenöl, Wein und Käse, aber auch Kunsthandwerk, wie etwa Keramikfliesen, Schmuck und Glas aus Mdina.

Apropos Mdina: Die alte Inselhauptstadt ist überaus charmant. Sie wird im Reiseführer als Stadt der Stille geführt. Tatsächlich müssen Autos hier „draußen bleiben“. Mit nur 400 Einwohnern befindet sich das von einer dicken Stadtmauer umgebene Städtchen auf einer Anhöhe im Westen von Malta. Die barocke St. Pauls-Kathedrale ist – wie schon erwähnt – der Sitz des Erzbischofs. Der Gang durch die engen mittelalterlichen Gassen führt zum normannischen Palazzo Falson aus dem 13. Jahrhundert. Von dem Café auf der Dachterrasse genieße ich einen herrlichen Blick auf die Insel.

Wenn es Abend wird, trifft sich das junge Partyvolk im Amüsierviertel Paceville (Patschewill gesprochen) im Nordosten der Insel. Längs der St. George’s Road öffnen dann Kneipen, Musikclubs, Pubs und Stripclubs bis weit in die Nacht hinein. Das brachte Paceville den mehr oder minder schmeichelhaften Beinamen als Maltas Sündenstadt ein. Eleganter geht es am Yachthafen Portomaso Marina zu.

Älter ist das Publikum in der Hauptstadt Valletta selbst. Obwohl es hier keine großen Clubs gibt, finden sich am Grand Harbour oder in der Strait Street urige Lokale im Retro-Schick der vierziger oder fünfziger Jahre. Die Bridge-Bar lädt freitags zum Open-Air-Jazz ein, während der Abend in der Bar „La Bottega“ bei Life-Gesang und DJs ausklingt.

Wort: Uwe Schieferdecker / Bild: Torsten Reineck